Geschichte der Familie Kreiten
Der Familienstammbaum der Familie Kreiten lässt sich bis ins Jahr 1688
zurückverfolgen. Die für den heutigen Betrieb bedeutenden Grundsteine wurden jedoch erst von Christian Alois Kreiten (1856-1930) gelegt, der als erster Goldschmied und Restaurator in der Familiengeschichte auftritt. Seit 1903 arbeitete er in der Kölner Komödienstraße als Goldschmied. Er genoss ein hohes Ansehen in der Stadt und erhielt Aufträge für die Fertigung eines Großteils des Kölner Ratssilbers. Einige Arbeiten aus dieser Zeit sind in der Kölner Domschatzkammer zu besichtigen. Neben den sakralen Arbeiten fertigte Alois Kreiten auch Stücke für einer historischen Karnevalsgesellschaft, der Kölner Narrenzunft, wie den kunstvollen Einband zur Chronik der Gesellschaft. Für seine exzellenten Arbeiten erhielt er 1910 den Titel "Königlich-Rumänischer Hofgoldschmied". Alois Kreiten ist heute zu verdanken, dass die Juwelier-, Gold- und Silberschmiede-Innung Köln gegründet wurde.
Sein Sohn, Paul Josef Kreiten (1890-1970) trat in die großen Fußstapfen seines Vaters und führte die Goldschmiede weiter. Er lernte bei seinem Vater, bildete sich jedoch auch in der Zeichenakademie bei Frankfurt weiter, wo er das Modellieren der Bildhauerei und Malerei erlernte. Aufgrund einer Tuberkulose-Erkrankung wurde er vom Kriegsdienst 1914 verschont, wodurch er weiterhin im Betrieb des Vaters arbeiten konnte. Paul Kreiten führte die Arbeiten am Kölner Ratssilber weiter und übernahm 1927 die Werkstatt des Vaters in der Komödienstraße. Wie auch sein Vater engagierte er sich neben seiner Arbeit in der vom Vater mitbegründeten Innung als Obermeister. Die sakralen Arbeiten nahmen auch weiterhin einen sehr großen Stellenwert ein. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus in der Komödienstraße vollständig zerstört. Die Familie blieb glücklicherweise unverletzt, da sie sich rechtzeitig in einen Luftschutzbunker retten konnten. In Altenberg fand die Familie eine vorübergehende Bleibe und baute aus den Fundstücken der zerstörten Werkstatt ein Provisorium auf, um den Lebensunterhalt zu sichern.
Nach dem Krieg starb seine Frau und Paul Kreiten baute in Köln Ehrenfeld eine neue Bleibe für den Betrieb. Das Museum für Angewandte Kunst in Köln zeigt noch heute einige Werke von Paul Kreiten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Der Sohn Heribert Kreiten (geb. 1927) begann durch den Zweiten Weltkrieg seine Lehre im Familienbetrieb des Vaters. 1941 wurde er vom Vater auf die Meisterschule nach Krefeld geschickt, um seine Ausbildung fortzusetzen. Aufgrund der Kriegsereignisse konnte er seine Lehre dort jedoch nicht beenden und lernte in Köln den Beruf des Werkzeugmachers. Doch auch diese Ausbildung konnte er wegen des Krieges nicht beenden. Er geriet in Gefangenschaft und wurde im Sommer 1945 durch die Engländer freigelassen und kehrte nach Hause zurück. Eine Ausbildung in Helmstadt wurde abgelehnt, stattdessen durfte er dort vor Ort bei der Obsternte arbeiten. Erst 1948 kehrte Heribert Kreiten nach Köln zurück und fand dort eine Lehrstelle als Kunstschmied. Nach Beendigung der Lehre 1950 stellte er bereits sehr erfolgreich Karnevalsorden her. 1957 legte Heribert Kreiten die Meisterprüfung als Kunstschmied ab und meldete zugleich sein Gewerbe als Kunstschmied an.
Nach dem Krieg wurde der Kölsche Karneval zügig wieder aufgebaut und so bot sich für Heribert Kreiten zahlreich Gelegenheit, sein Können bekannt zu machen. Die Werkstatt zog in nach Niehl und wurde ausgebaut. In dieser Zeit wurden die Karnevalsorden der Familie Kreiten nach Johannesburg, Kanada und die USA exportiert. Heribert Kreiten wurde durch sein Engagemant im Karneval Ehrenmitglied in zahlreichen Vereinen. Er baute das regionale Geschäft aus und fertigte Bierkränze, Wandschmuck und alles, was die kölsche Geselligkeit verschönern konnte. Die sakralen Arbeiten traten dadurch in den Hintergrund, verloren jedoch nicht an Bedeutung. So fertigte Heribert Kreiten einen kunstvollen Tabernakel für ein Kloster in Dänemark und noch einige kleinere Werke. Außerhalb der Karnevalszeit eröffneten die ortsansässigen Schützenvereine eine weitere Möglichkeit, die Kunst der Familie Kreiten in die Welt zu tragen. 1984 reichte die Werkstatt in Niehl nicht mehr aus und so wurde erneut expandiert. Die heutige Werkstatt steht im Bilderstöckchen in der Julio-Goslar-Straße 2.
1991 übernahm der Sohn Tobias Kreiten (geb. 1963) den Familienbetrieb, der eine Lehre als Mechaniker und den Grundwehrdienst absolvierte. Der Betrieb erfuhr erste Modernisierung durch Einführung der digitalen Fotographie und diversen Computerprogrammen. Die Auswahl der Materialien wurde verändert und die Arbeiten konzentrierten sich nun hauptsächlich auf Anfertigungen für Karnevals- und Schützenvereine.
Inzwischen rückt die 5. Generation nach. Sebastian Kreiten (geb. 1987) lernte den Beruf des Zerspanungsmechanikers (früher Dreher) und arbeitet heute zusammen mit Tobias Kreiten an der Fortsetzung der Familientradition.